Zeit zu handeln


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Zur Übereinkunft von Kopenhagen

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Meinhard Miegel vergrößern

Zwischenruf von Meinhard Miegel

"Die 'Übereinkunft von Kopenhagen', die am 19. Dezember 2009 von 193 Staaten zwar nicht beschlossen, aber immerhin 'anerkannt' worden ist, ist im Grunde ein tragisches Dokument. Einerseits bekundet hierin die Völkergemeinschaft, dass die industrielle Wirtschaftsweise der zurückliegenden 200, namentlich aber der zurückliegenden 60 Jahre die Menschheit an den Rand einer Katastrophe geführt hat und deshalb dringend eine Richtungsänderung geboten ist. Andererseits bekundet sie gleichzeitig, dass sie bis auf Weiteres weder die Kraft noch den Willen für diese gebotene Richtungsänderung hat und ob sie sie später haben wird, lässt sie dahingestellt.

Damit gleicht die Völkergemeinschaft fatal einem langjährigen Kettenraucher, dessen Gesundheit bereits beträchtlich angeschlagen ist und der befürchten muss, in nicht sehr ferner Zukunft an seiner Sucht zugrunde zu gehen. Er weiß: an sich muss ich dringend das Rauchen aufgeben. Doch die Sucht ist stärker.

Die Sucht der entwickelten und sich entwickelnden Länder ist ihr hemmungsloser Energieverbrauch, die ständige Mehrung materieller Güter und der damit einhergehende Wachstumszwang. So lange diese Sucht nicht überwunden wird, wird es der Völkergemeinschaft schwer fallen, ihren Erkenntnissen gemäß zu handeln.

Kohlendioxydemissionen und Klimawandel sind nämlich nur Symptome einer Krankheit, die da heißt: nicht zukunfts- und verallgemeinerungsfähiger Lebensstil. Dieser Lebensstil muss geändert werden, wenn sich die Menschheit wieder vom Rand der Katastrophe entfernen will."

Bonn, 22. Dezember 2009